Freitag, 7. September 2012

Eine lärmende Veranstaltung

Vattenfall lud gestern um 19.00 Uhr ins Schulauer Fährhaus ein und ca. 250 interessierte und/oder betroffene Bürger wollten die Gelegenheit nutzen, um Fragen zu stellen. Waren Verantwortliche der Stadtverwaltung zugegen? Oder ist das Thema Großkraftwerk in Schulau nicht interessant genug?

Die ersten 1,5 Stunden füllte der von Vattenfall bestellte Lärmgutachter mit einem äußerst ausführlichen und detaillierten Vortrag, zunächst auch nur über Richtlinien und Vorgehensweisen, der die Geduld der Anwesenden stark strapazierte. Die vorgestellten Zahlen waren schon in der dritten Reihe nicht mehr zu lesen und das Beispielbild zum Luftkondensator war von einem Kraftwerk auf einer grünen Wiese, das sich nicht in Deutschland befindet. Fragen konnten kaum gestellt werden, da kein Mikrofon im Umlauf war. Das Thema Infraschall wurde z.B. nur kurz behandelt. Es wurde angegeben, dass einige Menschen diesen Ton durchaus hören können und dies auch als sehr störend empfinden können. Auf gesundheitliche Belastungen wurden nicht eingegangen.

Interessant wurde es, nachdem die anwesenden Bürger darauf drängten, ihre Fragen stellen zu können. Die verantwortlichen Mitarbeiter von Vattenfall kamen aufs Podium und endlich konnten die Anwesenden in eine Diskussion einsteigen.

Auf meine Frage nach einem Referenzkraftwerk in Bezug auf Größe, Nähe zu Wohnhäusern und Luftkühlung wurden wir auf Berlin Mitte verwiesen. Mitglieder der BI sind letztes Wochenende dorthin gefahren; in Berlin Mitte ist es so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Und dies soll eine Referenz für Rissen und eine Gartenstadt sein?
Und wenn wir schon dabei sind, hat sich mal jemand in Moorburg umgeschaut? Das dort von Vattenfall für die Hamburg-Versorgung errichtete Kraftwerk dominiert das Landschaftsbild, der Ort verwaist.

Fragen

"Werden wir mit insgesamt 8 Jahren Baulärm rechnen müssen?" Vattenfall blieb die Antwort schuldig
"Was ist mit der Gaspipeline? Wo ist der Verlauf? Beginnen Sie mit dem Bau des Kraftwerks, auch ohne Genehmigung der Pipeline?" Vattenfall gab wieder keine klare Antwort.
"Was passiert, wenn Schäden an den Häusern auftreten?" Dann schaut Vattenfall in die Daten und prüft, ob zu diesem Zeitpunkt Rammarbeiten erfolgt sind. "Und wenn Risse 10 Minuten später auftreten? Ist dies unser Privatvergnügen? Wird ein Beweissicherungsgutachten erstellt?" Vattenfall versuchte zu beschwichtigen. Es gibt kein Gutachten. Wir sollen Vattenfall vertrauen ;-)

Zu den Fragen nach einem Alternativstandort, da die Wärme ja für Hamburg produziert werden soll: Stellingen wurde geprüft und aus wirtschaftlichen Gründen verworfen. Interessant sind hierbei die Summen, die genannt werden. Letzte Woche 95 Millionen, gestern wahlweise 140 oder 170 Millionen. Hat dies jemand tatsachlich mal berechnet?

Zu den Fragen nach dem Bedarf und der geplanten Größe: Hier wird der Wärmebedarf für Hamburg vorgeschoben, um eine große ganzjährige fossile Stromproduktion durchzusetzen. Nicht etwa bei Bedarf, sondern so, wie es sich für Vattenfall am besten rechnet. Dies hat mit Energiewende rein gar nichts zu tun. Wärme lässt sich auch anders produzieren. Ökologisch weit sinnvoller und mit erheblich weniger Belastung für die Anwohner. Vattenfall verweist in diesem Zusammenhang auf die gemeinsamen Pläne mit dem Hamburger Senat, der zu 25,1 % beteiligt ist.

Fazit

Hier in Schleswig-Holstein wird ein fossiles Großkraftwerk geplant, das in dieser Form, außer für Vattenfall, scheinbar für niemanden von Nutzen ist.
Und dafür sollen sehr viele Menschen, ein Kindergarten und die größte Grundschule der Stadt diese unglaublichen Strapazen auf sich nehmen?
Nein, danke!


Die Veranstaltung zum Thema Lärm sollte sicherlich Vertrauen in die Planungen von Vattenfall wecken. Herr Kleimeier, Pressesprecher von Vattenfall, geht davon aus, dass die Pläne für den Neubau eines GuDs in Wedel auf Zuspruch stoßen. Bei den anwesenden Bürgern konnte dies nicht festgestellt werden. Im Gegenteil, viele Menschen waren erst recht verunsichert und entsetzt über die Pläne Vattenfalls.

Bitte daran denken: Die Einwendungen müssen bis zum 10.Oktober 2012 an das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek gesendet werden.

Kerstin Lueckow für die BI

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