Sonntag, 21. August 2016

Brief nach Kiel

Brief von Sandra Mohr an das zuständige Umweltamt in Kiel (LLUR) nach erneutem Partikelregen.
Sehr geehrter Herr Helmig,
bezugnehmend auf Ihre Email vom 04.02.2016 haben Sie mich in Ihren Zeilen zwar um mein "Verständnis gebeten, dass das LLUR keine weiteren Antworten zu bereits mehrfach gestellten und Ihrer Meinung nach ausführlich beantworteten Fragestellungen mehr gibt", jedoch zeigt die aktuelle Situation in der Nähe des KoKW Wedel keine Besserung, eher eine Verschärfung der Lage. Aus diesem Grund erwarte ich erneut Antworten auf meine Fragen, ob nun schon in der Vergangenheit (zu alten Vorkommnissen) gestellt oder nicht. Meine nachfolgenden Fragen betreffen die aktuelle Situation.

Seit einigen Wochen hat es im Umkreis des KoKW massive Beeinträchtigungen und Beschädigungen durch den Partikelauswurf, ausgelöst durch das KoKW Wedel, gegeben. Zuletzt im übrigen in der vergangenen Nacht (19.8./20.08. Foto anbei).
In Ihrer Email vom 04.02.2016 schrieben Sie: "Davon abgesehen ist uns der von Ihnen geschilderte Sachverhalt bereits bekannt, entsprechende Schritte wurden von hier aus veranlasst. Sie können also davon ausgehen, dass wir die Immissionssituation im Umfeld des HKW Wedel weiterhin im Blick haben und - falls erforderlich - weitere behördliche Maßnahmen ergreifen werden."

Da für mich weder ersichtlich ist, dass das LLUR die Immissionssituation im Blick hat noch evtl. behördliche Maßnahmen ergriffen wurden, nehme ich aus diesem Grund die zuständige Behörde erneut in die Pflicht, sich um dieses Problem zu kümmern und mir mitzuteilen, welche die zukünftigen Schritte sein werden, da sich die Lage in keinster Weise verbessert hat. Die vergangenen Schritte haben nachweislich ja nicht zu einer Verbesserung beigetragen. Auch ist mir bekannt, dass Herr Fels in den letzten Wochen vor Ort war und eine Probe der Gipspartikel zu Überprüfung abgeholt hat. Bitte teilen Sie mir die Werte der Analyse mit und ob und auf welche Schadstoffe die Probe untersucht wurde. In Ihrer Email vom 04.02.16 haben Sie mir ein Beispiel einer Analyse aus NRW (2014) mitgeteilt und diese als Grund aufgeführt, warum in Wedel keine Analyse notwendig wäre (Email vom 04.02.16). Nachdem nun aus gegebenem Anlass eine Analyse in Wedel durchgeführt wurde, bleibt es aus Ihrer Sicht bei dem Vergleich mit der Analyse aus NRW, dass eine toxische Relevanz und somit Gesundheitsgefährdungen nicht zu befürchten ist und kann das LLUR eine Gesundheitsgefährdung definitiv ausschließen? Auch im Hinblick darauf, dass die Anwohner Nutzpflanzen anbauen und verzehren (z.B. Kräuter/Kartoffeln).

Weiterhin hat Vattenfall ebenfalls eine Analyse durch ein Labor beauftragt. Ich gehe davon aus, dass dem LLUR das Ergebnis diese Analyse bereits vorliegt und möchte diese ebenfalls zur Verfügung gestellt bekommen. Im übrigen betrachte ich diese Auskunft nicht im Sinne des Umweltinformationsgesetz für das Land Schleswig-Holstein (UIG-SH) als auch das Informationszugangsgesetz für das Land Schleswig-Holstein (IZG-SH), sondern erwarte diese Auskunft als geschädigte Anwohnerin ohne Gebühren und nicht erst in einem zweimonatigen Antwortzeitraum.

Es ist noch hinzuzufügen, dass die Gipspartikel der letzen Wochen und auch sicher die der letzten Nacht irreparable Schäden an den Glasdächern und auf den Fahrzeugen verursacht haben. Nachweislich haben die Reinigungsversuche der Glasdächer durch ein von Vattenfall beauftragtes Unternehmen, selbst mit Spezialmitteln, bisher keinen endgültigen Erfolg gehabt. Die Beseitigung der Lackschäden auf den Fahrzeugen ist von Vattenfall noch nicht in Auftrag gegeben worden und stehen daher noch aus.

Herr Helmig, selbst wenn das Phänomen "Gipspartikel" seit Jahren bekannt ist, so haben die Belästigungen und die Beschädigungen in einem ungeahnten Maß zugenommen und es mir unbegreiflich, warum dass LLUR nicht kurzfristig und nachhaltig handelt. Als zuständige Behörde ist es meines Erachtens ihre Pflicht den Stand der Technik nachhaltig zu fordern und zu kontrollieren und die Gipspartikel nicht nur als "Unannehmlichkeit für die Anwohner" zu bezeichnen.

Ich erwarte kurzfristig eine Reaktion zur aktuellen Situation vor Ort und dass das LLUR Abhilfe von diesem minderen Stand der Technik schafft. Sollte dem LLUR die "Hände gebunden sein" oder aber der Zuständigkeitsbereich für unser Problem vor Ort bei einer anderen Stelle liegen teilen Sie mir bitte entweder die gesetzliche Grundlage für diesen geduldeten Partikelausstoß mit oder aber den zuständigen Ansprechpartner.

Ich gehe davon aus, dass es Ihnen innerhalb der nächsten 14 Tage möglich sein wird mir zu Antworten und mir die Analysen zur Verfügung zu stellen. Sollten Sie verhindert sein, geben Sie meine Email bitte zur Beantwortung an eine/n Kollegin/en weiter.

Herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Sandra Mohr

Samstag, 20. August 2016

Smaugs Husten doch chronisch?

Heute Morgen gab es für viele wieder eine böse Überraschung.
Großflächig sind PKWs mit Partikel-Niederschlag überzogen.

Wir raten allen Betroffenen dringend, sich schnell um eine Reinigung zu kümmern.
Beim letzten Niederschlag vor 3 Wochen ist es teilweise zu Schäden gekommen, die sich nicht mehr vollständig entfernen lassen!
Schadenersatzansprüche an Vattenfall sind an folgende Adresse zu richten:
Projektkommunikation@vattenfall.de

Viele NachbarInnen hatten heute ein Schreiben von Vattenfall im Briefkasten.
"Vor zwei Wochen haben wir Sie darüber informiert, dass das Heizkraftwerk Wedel beim Wiederanfahren nach der Revision zeitweise Gipspartikel ausgestossen hat."
Zumindest bei den direkten NachbarInnen hat es ein solches Schreiben, trotz mehrmaliger Aufforderung unserseits (auch im Hinblick auf die Schadenersatzansprüche), nicht gegeben.

Vattenfall gibt im Anwohnerschreiben weiter Folgendes an:
"Die durch die Analyse ausgewiesenen Stoffe lassen aber den Schluss zu, dass keine gesundheitlichen Auswirkungen zu befürchten sind".
Die Laborergebnisse liegen uns noch nicht vor. Auf welche Stoffe getestet wurde, ist daher noch nicht geklärt. Gerade bei "irreversiblen" Schäden ist eine gründliche Untersuchung notwendig. Das LLUR als zuständige Umweltbehörde hat nach knapp 2 Wochen ebenfalls Proben in Wedel abgeholt. Dazu gab es der BI gegenüber noch keine Rückmeldung.

Weiterhin berichtet Vattenfall Folgendes:
"Wir haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die der Frage nachgeht, wie es trotz der im Vorfeld des Wiederanfahrens umfangreich durchgeführten Reinigungsmaßnahmen zu dem vermehrten Partikel-Ausstoss kommen konnte. Unser Ziel ist es, diese auch in der Vergangenheit schon vorgekommene Verunreinigung zukünftig weitestgehend zu vermeiden. Dazu streben wir eine Optimierung der Rauchgasreinigungsanlage und der Betriebsprozesse an."
Vattenfall möchte mit den beim Kohlekraftwerk Wedel angekündigten "Ertüchtigungsmaßnahmen" eine Laufzeitverlängerung erreichen.
Partikel-Ausstoss ist nicht "Stand der Technik". Die Kieler Umweltbehörde hat nach Druck von unserer Seite eine verpflichtende "rechtliche Anordnung" dazu angekündigt. Es geht also nicht um eine weitestgehende Vermeidung, sondern um das Abstellen des Partikel-Auswurfs.

Kerstin Lueckow
Für die BI