Freitag, 30. Januar 2015

Vattenfall in Wedel - ein Sanierungsfall?

Nachdem der "Zustand" des alten Kohlemeilers seit Jahren für reichlich (Lärm‑)Ärger sorgt, offenbart sich jetzt ein weiteres Problem.

Vattenfall hat im Jahr 2013 bei der zuständigen Behörde in Flintbek (LLUR) einen umfangreichen Änderungsantrag zum geplanten Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) eingereicht. Entgegen unserer Proteste wurden diese Unterlagen nicht öffentlich ausgelegt!

In den Unterlagen befindet sich ein Dokument mit dem Titel "Zustandsbericht Boden/Grundwasser". Darin werden Belastungen des Grundwassers durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) nachgewiesen, von denen einige als krebserregend gelten.

Dazu ist folgender Hamburger-Abendblatt-Artikel erschienen:
Gift im Boden: Aus für das Kraftwerk in Wedel?
Auszüge aus dem Artikel:
Erst Vattenfalls Neubaupläne für ein Gaskraftwerk als Ersatz für das alte Steinkohlekraftwerk und die damit verbundenen Untersuchungen förderten zutage, dass das Kraftwerksareal auch mit Schadstoffen belastet ist.
[...]
Die Konsequenz: Bevor in Wedel gebaut werden darf, müssen der Boden und das Grundwasser umfangreich untersucht werden und muss eine mögliche Sanierung mit der Aufsichtsbehörde des Kreises Pinneberg abgestimmt werden.
[...]
Mittlerweile tickt die Uhr. Ursprünglich wollte Vattenfall mit dem Bau des Gaskraftwerkes längst begonnen haben. Doch der Hamburger Volksentscheid 2013, der die Stadt zum Rückkauf der Netze verpflichtete, ließ die Pläne stocken. Das Stromnetz ist im Besitz der Hansestadt, für die Übernahme des Fernwärmenetzes inklusive Heizkraftwerk in Wedel einigten sich der Senat und Vattenfall auf eine Kaufoption. Die kann Hamburg 2019 ziehen - entweder für 950 Millionen Euro mit altem Kraftwerk in Wedel oder für 1,15 Milliarden Euro mit neuem Kraftwerk, das dann aber fertig sein müsste.
[...]
Klar ist, dass belasteter Boden für einen Neubau weg muss. Wer für die Sanierung herangezogen wird und wie sie vonstatten gehen muss, entscheidet die zuständige Aufsichtsbehörde des Kreises Pinneberg nach den weiteren Messungen.
[...]
In Hamburg wird derweil über Alternativen gesprochen. "Ja, wir lassen weitere Standorte prüfen", sagt Dumann (Anm. Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt). Mit einem Ergebnis des Gutachterbüros wird bis Sommer gerechnet.

Kerstin Lueckow
BI

Sonntag, 11. Januar 2015

Nächstes Bi-Treffen Montag, 19.01.15, 20:00, mittendrin

Liebe MitstreiterInnen,
jetzt ist ein Raum gefunden!

Unser nächstes Treffen ist am Montag, den 19. Januar 2015 um 20:00 Uhr im
Stadtteilzentrum "mittendrin", Friedrich-Eggers-Str. 77 in Wedel.

Viele Grüße,
Kerstin Lueckow

Donnerstag, 8. Januar 2015

Gesunde Menschen

Leserbrief zum Artikel aus dem Wedel-Schulauer Tageblatt vom 08. Januar 2015
"Ausblick 2015 der CDU in Wedel" von Hanne Harder aus Hamburg

Mit Verwunderung habe ich den Jahres-Ausblick 2015 der CDU in Wedel gelesen.
Was verleitet Sie zu folgendem Satz "Wenn in Hamburg die Politik zur Abwechslung mal wieder von gesunden Menschenverstand geleitet würde, wäre der Bau eines neuen GuD-Kraftwerks in Wedel kaum mehr umstritten"?

1. In Hamburg gab es im September 2013 einen Volksentscheid zum Rückkauf der Hamburger Energenietze. Mehr als 440.000 Hamburgerinnen und Hamburger haben mit ihrem Kreuz für den Rückkauf der Netze gestimmt und Vattenfall daher abgewählt. Das Fernwärme-Netz, und dazu gehört auch das Kraftwerk in Wedel, geht am 01.01.2019 zurück an die Stadt Hamburg.
Das verbindliche Ziel des Volksentscheids ist eine Versorgung der Hamburger aus "Erneuerbaren Energien"! Ein Großkraftwerk in Wedel wäre nicht nur fossil, sondern würde für die nächsten Jahrzehnte aufgrund der unnötig hohen Kraftwerksleistung sogar die Versorgung durch "Erneuerbare Energien" komplett verhindern. Auch die CDU in Wedel sollte so viel Demokratieverständnis aufbringen, um den Willen der Hamburger WählerInnen anzuerkennen.

2. Das Ministerium für Wirtschaft und Energien in Berlin hat kürzlich eine Studie zur Wirtschaftlichkeit von Kraftwerksanlagen veröffentlicht. Daraus wörtlich:
"Ein Neubau von öffentlichen (Gas)-KWK-Anlagen für die Fernwärmeversorgung mit einer elektrischen KWK-Anlagenleistung von mehr als 10 MW ist momentan nicht refinanzierbar."
Was versprechen Sie sich von einem Neubau eines Gas-Großkraftwerks, dessen Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist? Wo liegt hier der Vorteil für die Stadt Wedel? Steuereinnahmen können Sie wohl kaum erwarten. Welche Interessen vertreten Sie mit ihrer Aussage?

3. Die Fa. Vattenfall hat sich in den letzten Jahren in meinen Augen als Betreiber des Kohlekraftwerks in Wedel disqualifiziert. Seit dem Jahre 2012 ist der Betrieb des Kraftwerks geprägt durch Ausfälle, klebrigen Ascheregen und einer vorher nie dagewesenen und vor allen Dingen ungesetzlichen Lärmbelastung für die umliegenden Wohngebiete, sowohl tags- als auch nachts. Erst das Einschalten von Anwälten hat zu "rechtlichen Anordnungen" des Landes SH und somit zur zwangsweisen Lärmreduzierung geführt. Die darin enthaltenen rechtlichen Fristen kann Vattenfall dabei laut eigenem Bekunden nicht einhalten. Dies wird sicherlich für den Betrieb des KoKWs nicht folgenlos bleiben. Der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass eine zusätzliche Großbaustelle bei Umsetzung eines GuD-Baus noch erheblich mehr Lärm verursachen würde. Denken Sie, dass Sie mit ihrer Aussage zum GuD-Bau die berechtigten Interessen der vielen betroffenen AnwohnerInnen in Wedel und Hamburg vertreten?
Hanne Harder

Samstag, 3. Januar 2015

Erneuerbare Fernwärme in Hamburg statt Kohle in Wedel

Prof. i.R. Dr. rer. nat. Dietrich Rabenstein (HCU) hat für die Versorgung der Hamburger mit "erneuerbarer Wärme" folgendes Diskussionspapier erstellt:
Erneuerbare Fernwärme in Hamburg statt Kohle in Wedel
Im September 2013 fand in Hamburg der Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze statt. Der Satz 2 des Volksentscheids gibt als verbindliches Ziel die Energieversorgung aus "erneuerbaren Energien" vor.

Der Originaltext lautet:

„Senat und Bürgerschaft unternehmen fristgerecht alle notwendigen und zulässigen Schritte, um die Hamburger Strom-, Fernwärme- und Gasleitungsnetze 2015 wieder vollständig in die Öffentliche Hand zu übernehmen. Verbindliches Ziel ist eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien.“

Der Hamburger Wärmedialog (ein Zusammenschluss von Energie-Interessengruppen in Hamburg und Wedel) hat in diesen Zusammenhang folgende Leitsätze erstellt:

Leitsätze für eine neue Wärmeversorgung der Freien und Hansestadt Hamburg:
  1. Mit dem Volksentscheid vom 22.09.2013 hat sich eine Mehrheit der Hamburger BürgerInnen für das verbindliche Ziel einer sozial gerechten, klimaverträglichen und demokratisch kontrollierten Energieversorgung aus erneuerbaren Energien ausgesprochen.
    Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) ist dadurch aufgefordert, einen entsprechenden Fahrplan für die Umstellung der Fernwärmeversorgung zu entwickeln. Die Aufstellung dieses Fahrplans hat so schnell wie möglich zu erfolgen.
    Eine eventuelle Bedarfslücke durch die Außerbetriebnahme des KoKW in Wedel darf gemäß Volksentscheid ausschließlich mit erneuerbaren Energien geschlossen werden.
  2. Für die sichere Versorgung des Fernwärmenetzes der Vattenfall Wärme Hamburg (VWH) haben die Gesellschafter Vattenfall und Stadt unter Einsatz aller Kapazitäten der vorhandenen (auch mobilen) Wärmeerzeuger zu sorgen.
    Für jede Einsatzstunde von Kohle- und/oder Heizöl befeuerten Kraftwerken soll dabei ein stundengenauer Nachweis der Einsatznotwendigkeit erbracht werden.
  3. Derzeit wird von der Fa. BET im Auftrag der BSU ein Gutachten zu Versorgungsalternativen im westlichen Hamburger Fernwärmenetz zum bestehenden Kohlekraftwerk Wedel erstellt.
  4. Unsere Beteiligung an diesem "Gutachtenprozess Wedel" ist sowohl als Einbringen unseres Fachwissens durch die Teilnahme an Interviews in den Prozess zu verstehen, als auch als Ausdruck des im Volksentscheid, Satz 2, formulierten Willens zur demokratischen Kontrolle. Diese Beteiligung legitimiert jedoch weder BET noch die BSU, das Ergebnis des Gutachtenprozesses als Ableitung aus den Interviews darzustellen und damit als einen Kompromiss oder gar Konsens der teilnehmenden Organisationen zu suggerieren.
  5. Der Betrieb des Kohlekraftwerks Wedel (KoKW) verstößt seit Jahren gegen geltendes Ordnungsrecht. Die Genehmigungsauflagen im Bereich Lärm werden in vielen Bereichen deutlich nicht eingehalten. Zusätzlich klagen Anwohner über gesundheitliche Beschwerden durch Abgase. Wir fordern daher die Aufsichtsbehörde und das Land Schleswig-Holstein auf, die Gesundheit und die Rechte der Schleswig-Holsteiner und Hamburger Anwohner zu schützen.

    Aus oben genanntem Grund ist bereits in der Heizperiode 2014/2015 die Einsatzreihenfolge der Hamburger Wärmeerzeuger entsprechend zu ändern:
    Zuerst sind erneuerbare Energieträger einzusetzen, dann Gas und als letztes Kohle. Das KoKW Wedel dient dabei nur noch als Reserve-Heizwerk für Notfälle.
    Dies führt zu einer sofortigen CO2-Minderung im Sinne des Volksentscheides, wie es der dortige Satz 2 mit seiner Zielvorgabe "klimaverträglich" vorgibt.
    Die Lieferverträge zwischen Vattenfall als alleinigem Betreiber des KoKW Wedel und der Vattenfall Wärme Hamburg (VWH) mit städtischer Beteiligung sind entsprechend anzupassen.

Folgender Artikel auf umweltFairändern befasst sich ebenfalls mit diesen Themen:
Energie – Demokratie: Streit um Hamburgs Klimaschutz und Leitsätze des Hamburger Wärmedialogs

Kerstin Lueckow