Samstag, 29. September 2012

Innovation?

Innovativ ist etwas, das nicht einfach dem aktuellen Stand der Technik entspricht, sondern etwas, das etwas zukunftsweisend Neues verkörpert oder enthält, mit dem man wirklich einen Schritt vorweggeht.
RWE hat in diesem Wort seine drei Buchstaben entdeckt und behauptet in seiner Werbung nun „voRWEgzugehen“. Wohl ganz anders liegt der Fall bei Vattenfall.

Bei dem von Vattenfall in Wedel geplanten so genannten „Innovationskraftwerk“ habe ich in den im Wedeler Rathaus ausgelegten Unterlagen die Stelle mit der Innovation nicht so richtig finden können (aber es mag sein, dass das ganz tief im Kleingedruckten verborgen war). Der wie ein Feigenblatt beigestellte kleine Warmwasserspeicher kann damit ja wohl nicht gemeint gewesen sein.

Fossile Brennstoffe zu verfeuern, riesige Mengen klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid in die Luft zu blasen und dann in Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung auch noch irrwitzige Mengen an Wärmeenergie ungenutzt und aufwändig mittels eines riesigen Luftkondensators einfach in die Atmosphäre zu pusten, kann wohl kaum als innovativ und schon gar nicht als umweltverträglich bezeichnet werden. Das ist nicht die Energiewende sondern da kann man sich nur energisch abwenden.

Im aktuellen Septemberheft des Magazins „Spektrum der Wissenschaft“ ( http://www.spektrum.de/ ) geht es ab Seite 72 um das Thema „Geothermie“, also um „Energie aus der Tiefe“ ( http://www.spektrum.de/artikel/1157705 ). In einem Kasten auf Seite 80 ist dort zu lesen: „… In Ballungsräumen lässt sich oberflächennahe Geothermie großflächig nutzen. So werden in Frankfurt am Main bereits ganze Felder aus Erdwärmesonden eingesetzt, um im Sommer Hochhäuser zu kühlen. Dazu wird der Kreisprozess der Pumpe kurzerhand umgedreht und die Wärme aus dem Gebäude in die Tiefe abgeführt. Als Folge erhitzt sich das Gestein unter der Stadt im Sommer auf über 20 Grad Celsius. Ein Teil der Wärme bleibt immerhin lange genug gespeichert, um im Winter wieder verwendet zu werden. …“

Und das LLUR (!!!) beschreibt in seinem „Leitfaden zur geothermischen Nutzung des oberflächennahen Untergrundes“ ( http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geothermie_2011.pdf ) auf Seite 33 genau die Phasen dieses Prozesses im Laufe der Jahreszeiten.

Das mit der Abwärme des Kraftwerks zu versuchen, das würde man wirklich innovativ nennen können!
Wäre das nicht eine Alternative, die Wärme wenigstens zum Teil rückholbar in die Erde zu leiten statt unwiederbringlich und sinnfrei in die Luft?

Sollten wir das LLUR nicht mal fragen, ob man nicht ein Exemplar der Broschüre auch Vattenfall zur Verfügung stellen könnte? Oder wäre wirkliche Innovation von Vattenfall zu erwarten, dann doch etwas viel verlangt? Folgt Vattenfall hier vorsichtig eher dem Motto „Dat hebt wi jümmers so mokt!“?

Ein Wedeler (Name und Anschrift den Blogmoderatoren bekannt)

Dienstag, 25. September 2012

Sehr geehrte Entscheidungsträger

Leserbrief von Frau Margit Lemke. Leserbriefe geben nicht automatisch die Meinung aller BI Mitglieder wieder.

Leserbrief zum Artikel
Von Rammstößen und Blätterrascheln
erschienen im Wedel-Schulauer Tageblatt am 08.09.2012

Sehr geehrte Entscheidungsträger der Stadt Wedel, am 6. September besuchte ich die zweite Infoveranstaltung von Vattenfall zu dem geplanten GuD in Wedel. Danach lässt sich das Thema wohl auf eine Frage reduzieren: Wieviel will die Stadt Wedel ihren Bürgern und Bürgerinnen zumuten, damit Vattenfall seine Gewinne maximieren kann?

Es geht Vattenfall natürlich nicht um Umweltschutz, nicht um innovative Technik und erst recht nicht um gute Nachbarschaft, sondern um Gewinnmaximierung. Mit dem Hinweis darauf, dass es noch keine Detailpläne gebe, konnte von Vattenfall fast keine Frage konkret beantwortet werden. Vattenfall wird sich bei seiner Gewinnmaximierung – das unterstelle ich einfach mal – an die gesetzlichen Grenzwerte (zum Bespiel bei der Lärmentwicklung) halten. Allerdings werden sie sich, um die Kosten möglichst gering zu halten, dabei immer am oberen Rand bewegen – die besten lärmreduzierenden Techniken werden also wohl nicht zum Einsatz kommen. Vattenfall will eben verdienen – egal in welcher Nachbarschaft sie sich befinden.

Der Stadt Wedel sollte es aber um die Lebensqualität gehen, die schon in der mehrjährigen Bauphase massiv beeinträchtigt sein wird. Schon allein die Fragen, ob Grundschüler sich bei dauerhaftem Baulärm, der auch zu Erschütterungen führen wird, konzentrieren können, oder aber, wie die Stimmung im Kindergarten durch zusätzlichen Lärm aufgeheizt wird, sind wohl klar zu beantworten.

Also bleibt für mich nur eine einzige Frage: Warum unterstützt die Stadt Wedel anscheinend so vorbehaltlos diese rücksichtslose Umsetzung des Megakraftwerks?
Margit Lemke
Königsbergstraße
Wedel

Sahneschnittchen in sauer

Kopie eines Briefes an den Wedeler Bürgermeister von einem Wedeler Bürger, der im Internet anonym bleiben möchte. Name und Anschrift sind dem Bürgermeister und den Blogmoderatoren bekannt.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Niels Schmidt,

auch ich war auf der Einwohnerversammlung am 2012-09-18 im Ratsaal erstaunt darüber, wie offensichtlich wenig sich Verwaltung und Kommunalpolitiker in Wedel mit den Details des von Vattenfall geplanten Kraftwerkneubaus auseinandergesetzt haben.
Glauben Sie, Ihre Verwaltung und die von uns gewählten Ratsmitglieder wirklich, nach Abgabe des Genehmigungsverfahrens an das LLUR sich (abgesehen von den städtebaulichen Aspekten „Wanderweg“ und „Einpassen in die Umgebung“) inhaltlich nicht mehr mit den Kraftwerksplanungen auseinandersetzten zu müssen?
Zum einen gehen Sie recht, das LLUR ist nun für das weitere Genehmigungsverfahren zuständig.
Zum anderen glauben Sie persönlich als Bürger vielleicht weit genug vom Kraftwerk entfernt zu wohnen, so dass Sie glauben, nicht betroffen zu sein.
Zum Dritten aber nehmen Sie dann Ihre weitere Rolle, nämlich die des / der Projektverantwortlichen für den „BusinessPark Elbufer“ nicht ausreichend wahr. Als solche nämlich sollten Sie aufs Äußerste daran interessiert sein, dass die direkte Nachbarschaft des neuen Kraftwerks den Wert der zu entwickelnden Fläche „BusinessPark Elbufer“ in keiner Weise schmälert.
Aber genau das steht zu befürchten: Würden Sie als Firmenchef Ihren Firmenneubau inklusive der repräsentativen Firmenräume, in denen der Firmenchef bei im Sommer geöffneten Fenstern seine wichtigen Geschäftspartner empfangen möchte, in unmittelbare Nachbarschaft eines permanent über Gebühr lärmenden Kraftwerks setzen?
Würden Sie als Investor allen Ernstes dort gar ein Hotel hinsetzen wollen?

Der Luftkondensator (Luko) des geplanten Kraftwerks, ein Monstrum von 100m (bzw. 110m) x 40m x 35m soll in keiner Weise mit Lärmschutzmassnahmen ausgestattet werden, jedenfalls werden im Lärmgutachten der Fa. Müller-BBM keine erwähnt. Laut Gutachten wird er mit Schalldruckpegel von 99dB(A) an der Lufteintrittsseite die Hauptlärmquelle des Kraftwerks sein. In Richtung des in einiger Entfernung liegenden Hellgrunds will man die Immissionsgrenzwerte für ein Allgemeines Wohngebiet um gerade einmal schöngerechnete 1dB(A) unterschreiten. Viel dichter als am Hellgrund und ohne jede Gebäudeverbauung dazwischen wird der Luko aber am neuen „BusinessPark Elbufer“ gelegen sein und dieses beschallen. Da wird Ihrem „Sahneschnittchen“ die Sahne ganz schön sauer werden!

Warum sollen für das reine Wohngebiet Hellgrund die um satte 5dB(A) höheren Immissionsgrenzwerte für ein allgemeines statt die für ein reines Wohngebiet herangezogen werden? Warum wollen Sie sich für Ihren „BusinessPark Elbufer“ mit den hohen Immissionsgrenzwerten für ein Gewerbegebiet zufrieden geben?

Bitte lesen Sie dazu den Abschnitt 6.7 „Gemengelage“ der TA Lärm einmal sehr genau durch.

Erstens „können“ nach diesem Abschnitt Immissionsgrenzwerte für ein an ein Gewerbegebiet angrenzendes Wohngebiet angehoben werden. Wohlgemerkt: „können“! Das heißt: das LLUR, kann, wenn Sie und wir es darum bitten, diese Erhöhung durchaus auch versagen! Das Zauberwort ist die „konkrete Schutzwürdigkeit des betroffenen Gebietes“, diese könnten Sie anhand der nur Ihnen als Stadt zur Verfügung stehenden Unterlagen sicherlich leicht belegen und begründen.

Zweitens darf diese Erhöhung der Immissionsgrenzwerte nur unter bestimmten Voraussetzungen vorgenommen werden: „Es ist vorauszusetzen, dass der Stand der Lärmminderungstechnik eingehalten wird.“ Die Lärmminderungstechnik hat sich seit dem Entstehen der TA Lärm im Jahre 1998 zweifelsohne weiterentwickelt und hat heute ganz andere Möglichkeiten als damals. Das Lärmgutachten der Fa. Müller-BBM erwähnt für alle möglichen Anlagenteile detaillierte Lärmschutzmassnahmen, für den Luko dagegen keine. Im Gegenteil: um von den sehr hohen dort genannten Emissionswerten ausgehen zu können, setzt das Gutachten ideale Betriebsbedingungen voraus. Ob die auch später im Betrieb zu jedem Zeitpunkt vorliegen werden? Dahingehend sollten Sie und wir gegenüber dem LLUR unsere Zweifel zum Ausdruck bringen.

Drittens: Sollte sich später einmal bei Wiederholungsmessungen während der Betriebsphase herausstellen, dass die Grenzwerte durch den Luko doch nicht eingehalten werden, würde Vattenfall zur Nachbesserung aufgefordert werden. Vattenfall würde dann vermutlich argumentieren, dass eine Nachrüstung mit Kulissenschalldämpfern wegen der für solch ein zusätzliches Gewicht zu schwach ausgelegten Stelzen des Luko nicht möglich sei, bzw. andere Maßnahmen unverhältnismäßig teuer werden würden, das Begehren auf Nachrüstung könnte auf Basis dieser Gegenargumente dann niedergeschlagen werden und der Lärmpegel unverändert zu hoch bleiben, die Anwohner am Hellgrund und die Menschen im „BusinessPark Elbufer“ das Nachsehen haben. Hier sollten Sie und wir schon jetzt bei der LLUR Schalldämpfungsmaßnahmen einfordern oder wenigstens die Auslegung der Luko-Beine für eine spätere Nachrüstung von Kulissenschalldämpfern durchsetzen.

Erreichen Sie durch eine Eingabe niedrigere Immissionsgrenzwerte für den Hellgrund, ist zu erwarten, dass damit automatisch auch der im „BusinessPark Elbufer“ ankommende Lärm deutlich geringer ausfällt und man in diesem „Park“ vielleicht auch mal einen Vogel wird zwitschern hören können.

Auch zum Thema Infraschall haben Sie in der Einwohnerversammlung von den Ängsten Ihrer Bürger gehört. Infraschall ist nicht der im Gutachten behandelte tieffrequente Schall, sondern der noch darunter liegende Frequenzbereich unterhalb von 20Hz. Es wurden von Bürgern Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts erwähnt. Im Internet finden Sie viele weitere beunruhigende Aussagen und Experimentbeschreibungen zu dem Thema. Die TA Lärm von 1998 kümmert sich nicht um diesen Frequenzbereich, dass auch Schall in diesem Frequenzbereich Auswirkungen auf Lebewesen hat oder haben kann, war damals wohl noch weitgehend unbekannt. Fordern Sie per Einwendung eine zusätzliche Betrachtung dieses Frequenzbereiches ein!

Sie haben alle Unterlagen zum geplanten Kraftwerk im Hause, Sie haben also kurze Wege und können ganz bequem Einsicht in die Unterlagen nehmen. Lesen hilft! Bringen Sie als Projektverantwortliche für den „BusinessPark Elbufer“ schnellstens Ihre Einwendungen zu Papier! Schließlich sind Sie dem Steuerzahler für das Gelingen des Projekts „BusinessPark Elbufer“ verantwortlich! Auch Einsprüche der Stadt Wedel müssen bis zum 2012-10-10 der LLUR vorliegen (Ausschlussfrist)!
Und überlassen Sie das Feld nicht allein Frau Koschorrek und ihren Mannen von der FDP, war sie doch die Einzige aus dem Rat, die bei der Einwohnerversammlung eine Prüfung der Unterlagen versprochen hat. (Sie benutzte allerdings in ihrer Formulierung das Futur, hatte demnach also im Gegensatz zu vielen Bürgern schon drei Viertel der Auslegungsfrist untätig verstreichen lassen.)

Verlassen Sie sich nicht auf mündliche Aussagen Ihrer momentan sehr freundlich auftretenden Ansprechpartner bei Vattenfall! Wie der samstägliche Stand von Vattenfall in der Wedeler Bahnhofstrasse ausschließlich dem Einlullen dem besorgten Teil der Bevölkerung dient, so dient auch die Ihnen gegenüber an den Tag gelegte Freundlichkeit der Vattenfall-Mitarbeiter genau demselben Zweck. Wir haben es hier mit einem professionell ausschließlich seine eigenen Interessen verfolgenden Großkonzern zu tun. Warten Sie ab, kaum ist die Einspruchsfrist abgelaufen wird es keinen Stand mehr in der Bahnhofstraße geben und auf den Bürgermeister von Wedel werden die einst freundlichen Mitarbeiter von Vattenfall, die ihm eben noch auf Augenhöhe zu begegnen schienen, plötzlich von weit oben herabschauen, ihn kaum noch kennen.
Denn letztlich zählt ausschließlich das, was auf dem Papier steht: die tatsächlich eingesandten Einwendungen und letztlich der Genehmigungsbescheid des LLUR. Mündlich geäußertes hat hier keinen Wert, ist Schall und Rauch! Und jede Einwendung, die die Vattenfall-Mitarbeiter durch ihr Einlullen im Vorwege verhindern konnten, spart den Konzern im weiteren Fortgang des Genehmigungsverfahrens viel Diskussion, Ärger und eventuell einen Haufen Geld!

Mit freundlichen Grüßen
(ein Wedeler Bürger)

Sonntag, 23. September 2012

Blague du jour, Referenzkraftwerk

Ich hatte Vattenfall auf der zweiten Informationsveranstaltung nach einem Referenzkraftwerk gefragt, da wir ein solches im Internet nicht gefunden haben. Wir, als Betroffene, würden gerne ein solches Kraftwerk anschauen. Daraufhin wurde uns Berlin Mitte genannt. Mitglieder der BI waren dort und haben festgestellt, dass es aufgrund der Umstände dort so laut ist, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Auch ist der Luftkondensator in Berlin viel kleiner und von Gebäuden umgeben.

Daher hatte ich Vattenfall um ein Referenzkraftwerk gebeten, dass den gleichen Umständen wie hier entspricht, also eine ruhige Wohngegend und ein Abstand von ca. 200 Metern. Zugesagt wurde ein vergleichbares Kraftwerk in Deutschland.

Herausgekommen ist Folgendes (3. Veranstaltung von Vattenfall auf Nachfrage):
Bayet Gas-Kombikraftwerk, Frankreich
"Die Wahl des Standortes in der Region Auvergne fiel Ende 2006 auf ein abgelegenes Gebiet in unmittelbarer Nähe zu den örtlichen Gas- und Elektrizitätsnetzen."
Ein Beweisfoto findet sich unter folgendem Link:
http://www.3cb.fr/projet-3cb/presentation-projet-3cb

Laut Vattenfall liegen keine Messwerte vor, da dieses Kraftwerk sich außerhalb der Zivilisation befindet.

Was soll den Anwohnern hier zugemutet werden?

Wir können davon ausgehen, dass es eine solche Konstellation (Größe, Luftkondensator und Nähe zum Wohngebiet) nicht gibt. Das Elbhochufer und die angrenzenden Gebiete in Rissen wären somit ein einmalig negatives Bespiel. Und dann gibt es noch Menschen, die sich wundern, worüber wir uns beschweren!

Kerstin Lueckow
für die BI

Infoveranstaltung, Mi. 26.09.12, Dezentral statt Groß-Kraftwerk

Dezentral statt Groß-Kraftwerk: Kiel ein Vorbild für den Konflikt in Wedel?


Datum: Mittwoch, 26.09.2012, 19 Uhr
Ort: Aula der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule Wedel
Tinsdaler Weg 44, 22880 Wedel
Anfahrt: http://www.regionalschule-wedel.de/anfahrt.php

Eingeladen sind:
BürgerInnen aus Wedel und Hamburg (insbesondere Altona, Rissen, Blankenese als direkt Betroffene);
Politiker, Presse; die Veranstaltung ist öffentlich

Hintergrund

Anlässlich der Frage, welchen konkreten Nutzen das neue fossile GuD (Gas- und Dampfturbinen Kraftwerk) als Mega-Kraftwerk am Standort Wedel für die Energiewende hat oder nicht hat, möchte die BI „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“ zu einem Informationsabend am Mittwoch, den 26.9. um 19.00 Uhr, in der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule Wedel herzlich einladen.

Gäste sind u.a. Willi Voigt, ehem. Energiestaatssekretär des Landes Schleswig-Holstein und aktuelles Aufsichtsratsmitglied der Stadtwerke Kiel, Ulrich Hühn, "BI für umweltfreundliche Energieerzeugung in Kiel und Umgebung - Kein Kohlekraftwerk in Kiel" und Hans Schäfers, Dozent an der HAW Hamburg und maßgeblich am Forschungsprojekt „Smart Power Hamburg“ beteiligt.

Der Wedeler Bürgerinitiative „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“ geht es darum, das von Vattenfall als alternativlos dargestellte Konzept eines neuen fossilen Groß-Kraftwerks mit bis zu 1440 MW kumulierter Feuerungsleistung am Standort Wedel hinsichtlich möglicher Alternativen zu überprüfen.

Kiel ein Vorbild für Wedel und Hamburg?

Am 24.9. wird der Aufsichtsrat der Stadtwerke Kiel über ein neues Fernwärme-Konzept für die Stadt Kiel entscheiden. Lange planten die Stadtwerke eine Lösung mit einem zentralen Großkraft-werk, zuerst als Kohle-, dann als GuD-Kraftwerk, ähnlich wie jetzt in Wedel. Nach gründlicher Prüfung des Vorhabens wurde jedoch eine weitere Variante u.a. mit bis zu 20 BHKW Modulen á 10 MW Leistung und einer dezentralen Verteilung entwickelt. Diese Variante wird von einem breiten Bündnis aus Stadtwerken, Politik, Umweltverbänden und BürgerInnen getragen. Willi Voigt und Ulrich Hühn werden über die Hintergründe der Entscheidungsfindung berichten.

Das Forschungsprojekt „SMART POWER HAMBURG“ wird im Zuge des Förderprogramms "EnEff:Wärme" vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Vor allem die größtmögliche Integration von Erneuerbaren Energien in die effiziente Versorgung von Städten liegt SMART POWER HAMBURG am Herzen. In dem Projekt werden auch die Potentiale des bestehenden Fernwärmenetzes in Hamburg für eine dezentrale Versorgung untersucht. Hans Schäfers wird einen Einblick geben, ob die „Kieler Lösung“ auch für das Hamburger Fernwärmenetz denkbar ist.

Die Veranstaltung ist öffentlich.

Eingeladen sind neben den Wedeler und Hamburger BürgerInnen auch die Politiker aus dem Rat der Stadt Wedel und aus der Hamburger Bürgerschaft, um sich anhand unabhängiger Experten eine Meinung über das von Vattenfall geplante Vorhaben bilden zu können.
Die BI wünscht sich eine rege Beteiligung und offene Diskussion.

Nächstes BI-Treffen, Di. 02.10.2012

Liebe Mitstreiter,
unser nächstes Treffen findet Dienstag

Di, den 02.10.12 um 19:30 Uhr im ISI'S CHAMÄLEON, Rudolf-Breitscheid-Str. 40

in Wedel statt.

Liebe Grüße,
die BI

Freitag, 21. September 2012

Kommentar zur Einwohnerversammlung der Stadt Wedel

Liebe Mitstreiter,

viele Mitglieder der Bürgerinitiative und interessierte Bürgerinnen und Bürger Wedels nahmen am Dienstag um 19.00 Uhr an der Einwohnerversammlung teil, um sich über den Stand des Kraftwerk-Neubaus zu informieren. Da der Bürgermeister und die Verwaltung bisher äußerst zurückhaltend in ihrer Informationspolitik waren, schien es vielen wohl der beste Weg zu sein, Antworten auf viele offene Fragen zu erhalten.

Die gut besuchte Versammlung hatte es nicht schwer, mit einer Zweidrittel-Mehrheit der Anwesenden die Tagesordnung zu ändern. Es wurde ein weiterer Tagesordnungspunkt zu einer Entscheidung des Rates zum Kraftwerksneubau aufgenommen und die Kraftwerksfragen auf Punkt 1 der Tagesordnung verschoben.

Die Fragen der Einwohner zeigten, dass sich inzwischen viele intensiv mit dem von Vattenfall beantragten Neubau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) beschäftigt haben. Fragen zur Energiepolitik, zu Lärmgutachten, zu Standortfragen und zum Genehmigungsverfahren wurden gestellt. Wedels Bürgermeister entledigte sich dieser Fragen leicht, diese Fragen seien nicht Sache der Stadt Wedel.

Erschreckend deutlich zeigte sich, dass weder die Stadt noch die Ratsmitglieder sich intensiver mit Fragen rund um den Kraftwerksneubau beschäftigt hatten. Die Verantwortung liege ausschließlich beim Land bzw. der Genehmigungsbehörde in Kiel-Flintbek und Vattenfall. Man wusste weder, welche Ausmaße das neue GuD haben wird, noch hatte man sich näher mit Lärm und Infraschall befasst.

Unklar blieb auch, warum Stadtverwaltung und Rat die Eile von Vattenfall, möglichst rasch zu einer Baugenehmigung zu gelangen, nicht hinterfragten. Man kam dem Konzern entgegen. Niemand scheint auf die Idee gekommen zu sein, zunächst einmal mit den Anwohnern und Bürgern in Wedel zu sprechen. Deren Meinung einzuholen. Sich Gutachten anzusehen. (Die es zu diesem Zeitpunkt selbst von Vattenfall noch gar nicht gab.) Stattdessen gab es intensive Gespräche mit einem Energiekonzern, der in den vergangenen Wochen sehr deutlich gezeigt hat, dass sein Interesse nur ein Ziel hat: Wirtschaftlichkeit.

Wer die Zeit hat, etwas tiefer zu graben, findet die entsprechenden Protokolle zu den Entscheidungen des Rates auf der Homepage der Stadt Wedel. In der Beschlussvorlage BV/2012/016/1 werden zwei Entscheidungsalternativen vorgestellt:

Variante 1: Ein Bebauungsplanverfahren für das gesamte Kraftwerksgelände einschließlich der Fläche des Kraftwerkneubaus - dann verbleibt die planungsrechtliche Gestaltungsmöglichkeit bei der Stadt Wedel. Diese Variante beinhaltet unter anderem die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und damit natürlich auch der Bürger der Stadt Wedel. Als Bürger hätten wir die Möglichkeit gehabt, zu einem frühen Zeitpunkt in einem geordneten Bebauungsplanverfahren Einfluss zu nehmen, Vorschläge zu unterbreiten, nach Alternativen zu suchen usw. (§ 33 BauGB). Nachteil für Vattenfall: Das Verfahren nimmt längere Zeit in Anspruch.

Die Variante 2: Die Fläche des eigentlichen Kraftwerks verbleibt im unbeplanten Innenbereich. Die Stadt nimmt ihre Gestaltungsmöglichkeiten nur noch für die verbleibende (Nicht-Kraftwerks-) Fläche wahr. Eine geordnete städtebauliche Entwicklung ist dann nur noch für den Randbereich möglich. Man vermeidet - unter Anwendung von § 34 Baugesetzbuch - ein geordnetes Bebauungsplanverfahren als Grundlage für eine Baugenehmigung. Vorteil für Vattenfall: Zeitersparnis.

https://sessionnet.krz.de//bi/to0050.asp?__ktonr=10796&search=1

http://www.gesetze-im-internet.de/bbaug/index.html

Der Dienstagabend hat deutlich gemacht, wie viel Unwissenheit es bei den Endscheidern in Wedel zum geplanten GuD gibt und es höchste Zeit ist, die zur Verfügung stehenden Gutachten zu lesen und zu hinterfragen.
Einwendungen dienen der Klärung von Sachverhalten. Vor allem zum Thema Infraschall und Baulärm sollte Nils Schmidt als Bürgermeister für alle Einwohner besonders aber im Hinblick auf die Schule und aktiv werden.

Bitte unbedingt daran denken: am 10.10.2012 müssen die Einwendungen beim LLUR eingegangen sein!

Bea Brandes
Für die BI

Montag, 17. September 2012

Termine, Termine, Termine

Liebe Mitstreiter,
in dieser Woche gibt es gleich 3 interessante Termine! Daher hier zur Erinnerung:

  • Dienstag, 18.09.12 Einwohnerversammlung der Statdt Wedel, 19:00 Uhr Rathaus, TOP 3: Der Bürgermeister informiert zum Kraftwerk-Neubau
  • Mittwoch, 19.09.12 BI-Treffen, 19:30 Uhr, ISI'S CHAMÄLEON
  • Donnerstag, 20.09.12, zwischen 18 und 20 Uhr, Vattenfall hält eine Fragestunde zu den Antragsunterlagen ab, Kraftwerk Wedel, Tinsdaler Weg 146, 22880 Wedel

Die vollständige Liste aller Termine befindet sich in der Navigation auf der rechten Seite unter "Terminübersicht"

Viele Grüße,
die BI

Donnerstag, 13. September 2012

Leserbrief zum Artikel "Von Rammstößen und Blätterrascheln"

Leserbrief von Herrn Hans-Christoph Pfeiffer. Leserbriefe geben nicht automatisch die Meinung aller BI Mitglieder wieder.


Leserbrief zum Artikel
Von Rammstößen und Blätterrascheln
erschienen im Wedel-Schulauer Tageblatt am 08.09.2012


Hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben, im Wedel-Schulauer Tageblatt einen guten, zugleich informativen und dabei objektiven Artikel zur Problematik des neuen GuD-Kraftwerks von Vattenfall vorzufinden – und ich muss gestehen, ich bin sehr angenehm überrascht worden. Den Namen des Autors SVEN KAMIN wird man sich merken müssen, ein guter Journalist, der die Herren von Vattenfall mit ihren nichtssagenden Antworten (wenn sie überhaupt etwas zu bemerken hatten; denn oft blieben die von den Bürgern eingeforderten Stellungnahmen ja ganz aus) in ihrer (Un-)Sinnhaftigkeit geschickt entlarvt hat. Die Klientel des WST wird sich nunmehr wieder vergrößern; ich zumindest bin als Leser gewonnen.

Mit Herrn Dr. Erker von der Fa. Vattenfall hatte ich übrigens im Anschluss an die Info-Veranstaltung am 6. 9. 2012 im Schulauer Fährhaus noch ein Gespräch, in dem ich ihn fragte, wie hoch das Output an Kohlendioxid beim neuen Kraftwerk sein werde, nachdem er vorher in der Diskussion geäußert hatte, der Ausstoß EINES KOHLE-KRAFTWERKS betrage gegenüber EINEM GASKRAFTWERK das 1,6fache. Unglaublich, aber wahr – er gab mir zur Antwort, das werde er erst Ende 2013 sagen !!

Herr Dr. Erker, die Bürger Wedels und Hamburgs haben ein Anrecht darauf, schon jetzt - vor der eventuellen Genehmigung des neuen GuD - zu erfahren, wie hoch der Kohlendioxid-Ausstoß beim alten KKW ist und wie hoch er später sein wird.

Und Herr Doktor Erker, die Bürger haben auch ein Recht darauf, dass
  • ihre Kinder in den beiden benachbarten Tagesstätten und in der benachbarten Albert-Schweitzer-Schule, der größten Grundschule der Stadt, unbehelligt von Stress und Baulärm lernen und arbeiten können,
  • die Bürger nicht befürchten müssen, dass ihre Häuser durch die Rammarbeiten Vattenfalls zusammenbrechen!

Da werden Sie wohl einen Haufen Geld in die Hand nehmen müssen!

Sonntag, 9. September 2012

Einwendungen!

Der Blog hat eine neue Seite "Einwendungen", auf der wir die Information zu unseren
Einwendungen sammeln.

Einwenden kann jede natürliche Person, d.h. es gibt keine Altersbeschränkung.

Alle betroffenen Anwohner, auch Kindergarten, Naturschutzverbände, Altenheim, Schule und Elternverbände können sich zusätzlich an die BI wenden, da wir anwaltliche Einwendungen formulieren lassen. Die Kosten für den Anwalt trägt die BI.

Einwendungen gehen auch mit Postkarten:


Kerstin Lueckow
für die BI

Faktenparade

In der von Moderator Wilhelmi als "Faktenparade" betitelten Vattenfall-Veranstaltung im Schulauer Fährhaus im fast voll besetzten großen Saal am 2012-09-06 hat uns der von Vattenfall beauftragrte Lärmgutachter Dipl.-Ing. Ralf Neemeyer von der Firma Müller-BBM im ersten, fast eineinhalbstündigen Teil seines Vortrags über den in der Betriebsphase des geplanten GuD-Kraftwerks zu erwartenden Lärms informiert.
Nach einer Einführung in die Begrifflichkeiten und Grenzwerte der TA Lärm kam er zu den Details seiner Prognoseberechnung.

Zwar ist die Strasse Hellgrund durch den Bebauungsplan der Stadt Wedel aus dem Jahre 1981 als reines Wohngebiet (WR) ausgewiesen worden, trotzdem arbeitet er in seinem Gutachten aber gemäß TA Lärm (aus dem Jahre 1998) wegen der „Gemengelage“ von hier direkt aneinander grenzenden Gewerbe- und Wohngebieten für den Hellgrund mit den Immissionsgrenzwerten für ein allgemeines Wohngebiet (WA). Er erläuterte, die TA Lärm fordere bei solch verschiedenen direkt benachbarten Gebieten "gegenseitige Rücksichtnahme" und schlage für den Lärm-Grenzwert "einen angehobenen geeigneten Zwischenwert" vor, "der für beide Seiten angemessen ist". (Dass es sich hierbei um eine Kann-Bestimmung handelt, erwähnt er lieber nicht. Vgl. Kap. 6.7 der TA Lärm).

Hier passiert ein wesentlicher Schritt zu Ungunsten der Anwohner:
Auf diese Weise wird der für ein reines Wohngebiet geltende Grenzwert ausgehebelt und ein um 5dB(A) höherer, für Vattenfall leichter zu erreichender Immissionsgrenzwert festgelegt! (Der Gutachter erläuterte: Wegen der logarithmischen Skalierung entspricht eine Erhöhung um 3dB(A) bereits einer Verdopplung des Schalldruckpegels. Eine Erhöhung um 10dB(A) entspricht einer Verdopplung der Lautheit.) Diesen Winkelzug sollten wir noch einmal intensiv hinterfragen.

Aus dem im Rathaus (als Abschnitt 18 der acht Aktenordner umfassenden Gesamtunterlagen) ausgelegten Lärmgutachten der Firma Müller-BBM vom 9. Mai 2012 (36 Seiten plus dicker Anhang) kann man entnehmen, dass der Luftkondensator (kurz Luko) in der Betriebsphase die Hauptlärmquelle des neuen Kraftwerks sein wird, ein Monstrum von 100m (bzw. 110m) x 40m und einer Höhe von 35m. Bauartbedingt werden etwa die untere Hälfte der Gesamthöhe Stelzenbeine einnehmen, die ein Feld von offenbar 32 Lüftern mit geschätzten 7,5m Durchmesser tragen. Manches Hochhaus in Wedel würde in diese Gebäudeausmaße mehrfach hineinpassen.

An seiner Lufteintrittsfläche prognostiziert der Gutachter einen Schalldruckpegel von 99dB(A), an seiner Luftaustrittsfläche von 94dB(A) (vgl. Tabelle 11 auf Seite 21 des Gutachtens). Er beeilt sich dazu unter 5.2.2 auf Seite 24 seines Gutachtens zu erläutern: "Der Luftkondensator stellt die maßgebliche Geräuschquelle dar. Dem Prognosemodell liegt ein Luftkondensator mit geringer Geräuschemission zugrunde. Dies bedeutet in der Regel, dass langsamlaufende Vielblatt-Ventilatoren mit ablösefreien Blattprofilen verwendet werden müssen und der Antrieb der Ventilatoren getriebelos über Treibriemen o.ä. erfolgen wird. Bei der Lagerung der Ventilatoren ist darauf zu achten, dass eine Körperschallübertragung auf das Kondensatorgehäuse verhindert wird."

Hier werden also vom Gutachter ideale Bedingungen vorausgesetzt und zur Grundlage seiner Berechnung erhoben, damit die oben genannten Emissionsschalldruckpegel erreicht werden. Nur dann werden letztlich die (wie oben beschrieben um 5dB(A) hochgesetzten) Grenzwerte an fünf der Immissionsorte am Hellgrund um voraussichtlich 1dB(A) unterschritten (vgl. Tabelle 18 auf Seite 27 des Gutachtens). Knapper geht es nicht!

Von Schalldämpfungsmaßnahmen für den Luko ist im Gutachten nicht die Rede. Weder ist davon die Rede, z.B. diesen mit Gebäuden zu umgeben (wie etwa beim viel kleineren Luko des Vatenfall-GuD-Kraftwerks in Berlin Mitte an der Rungestrasse) oder ihn tief in eine Grube zu stellen, mit einem Deich mit einer den Schall senkrecht nach oben ablenkenden 45°-Böschug zu umgeben, noch ist von Kulissenschalldämpfern die Rede.
Sollte sich später einmal bei Wiederholungsmessungen während der Betriebsphase herausstellen, dass die Grenzwerte doch nicht eingehalten werden, würde Vattenfall zur Nachbesserung aufgefordert werden. Vattenfall würde dann vermutlich argumentieren, dass eine Nachrüstung mit Kulissenschalldämpfern wegen der für solch ein zusätzliches Gewicht zu schwach ausgelegten Stelzen des Luko nicht möglich sei, bzw. andere Maßnahmen unverhältnismäßig teuer werden würden, das Begehren auf Nachrüstung könnte auf Basis dieser Gegenargumente dann niedergeschlagen werden und der Lärmpegel unverändert zu hoch bleiben, die Anwohner das Nachsehen haben.
Hier sollten wir schon jetzt Schalldämpfungsmaßnahmen einfordern oder wenigstens die Auslegung der Luko-Beine für eine spätere Nachrüstung von Kulissenschalldämpfern durchsetzen. Schalldämpfungsmaßnahmen an allen anderen Emissionsorten des Kraftwerks nachzurüsten, würde einen erheblich geringeren Aufwand bedeuten.

Ein Wedeler (Name und Anschrift den Blogmoderatoren bekannt)

Freitag, 7. September 2012

Eine lärmende Veranstaltung

Vattenfall lud gestern um 19.00 Uhr ins Schulauer Fährhaus ein und ca. 250 interessierte und/oder betroffene Bürger wollten die Gelegenheit nutzen, um Fragen zu stellen. Waren Verantwortliche der Stadtverwaltung zugegen? Oder ist das Thema Großkraftwerk in Schulau nicht interessant genug?

Die ersten 1,5 Stunden füllte der von Vattenfall bestellte Lärmgutachter mit einem äußerst ausführlichen und detaillierten Vortrag, zunächst auch nur über Richtlinien und Vorgehensweisen, der die Geduld der Anwesenden stark strapazierte. Die vorgestellten Zahlen waren schon in der dritten Reihe nicht mehr zu lesen und das Beispielbild zum Luftkondensator war von einem Kraftwerk auf einer grünen Wiese, das sich nicht in Deutschland befindet. Fragen konnten kaum gestellt werden, da kein Mikrofon im Umlauf war. Das Thema Infraschall wurde z.B. nur kurz behandelt. Es wurde angegeben, dass einige Menschen diesen Ton durchaus hören können und dies auch als sehr störend empfinden können. Auf gesundheitliche Belastungen wurden nicht eingegangen.

Interessant wurde es, nachdem die anwesenden Bürger darauf drängten, ihre Fragen stellen zu können. Die verantwortlichen Mitarbeiter von Vattenfall kamen aufs Podium und endlich konnten die Anwesenden in eine Diskussion einsteigen.

Auf meine Frage nach einem Referenzkraftwerk in Bezug auf Größe, Nähe zu Wohnhäusern und Luftkühlung wurden wir auf Berlin Mitte verwiesen. Mitglieder der BI sind letztes Wochenende dorthin gefahren; in Berlin Mitte ist es so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Und dies soll eine Referenz für Rissen und eine Gartenstadt sein?
Und wenn wir schon dabei sind, hat sich mal jemand in Moorburg umgeschaut? Das dort von Vattenfall für die Hamburg-Versorgung errichtete Kraftwerk dominiert das Landschaftsbild, der Ort verwaist.

Fragen

"Werden wir mit insgesamt 8 Jahren Baulärm rechnen müssen?" Vattenfall blieb die Antwort schuldig
"Was ist mit der Gaspipeline? Wo ist der Verlauf? Beginnen Sie mit dem Bau des Kraftwerks, auch ohne Genehmigung der Pipeline?" Vattenfall gab wieder keine klare Antwort.
"Was passiert, wenn Schäden an den Häusern auftreten?" Dann schaut Vattenfall in die Daten und prüft, ob zu diesem Zeitpunkt Rammarbeiten erfolgt sind. "Und wenn Risse 10 Minuten später auftreten? Ist dies unser Privatvergnügen? Wird ein Beweissicherungsgutachten erstellt?" Vattenfall versuchte zu beschwichtigen. Es gibt kein Gutachten. Wir sollen Vattenfall vertrauen ;-)

Zu den Fragen nach einem Alternativstandort, da die Wärme ja für Hamburg produziert werden soll: Stellingen wurde geprüft und aus wirtschaftlichen Gründen verworfen. Interessant sind hierbei die Summen, die genannt werden. Letzte Woche 95 Millionen, gestern wahlweise 140 oder 170 Millionen. Hat dies jemand tatsachlich mal berechnet?

Zu den Fragen nach dem Bedarf und der geplanten Größe: Hier wird der Wärmebedarf für Hamburg vorgeschoben, um eine große ganzjährige fossile Stromproduktion durchzusetzen. Nicht etwa bei Bedarf, sondern so, wie es sich für Vattenfall am besten rechnet. Dies hat mit Energiewende rein gar nichts zu tun. Wärme lässt sich auch anders produzieren. Ökologisch weit sinnvoller und mit erheblich weniger Belastung für die Anwohner. Vattenfall verweist in diesem Zusammenhang auf die gemeinsamen Pläne mit dem Hamburger Senat, der zu 25,1 % beteiligt ist.

Fazit

Hier in Schleswig-Holstein wird ein fossiles Großkraftwerk geplant, das in dieser Form, außer für Vattenfall, scheinbar für niemanden von Nutzen ist.
Und dafür sollen sehr viele Menschen, ein Kindergarten und die größte Grundschule der Stadt diese unglaublichen Strapazen auf sich nehmen?
Nein, danke!


Die Veranstaltung zum Thema Lärm sollte sicherlich Vertrauen in die Planungen von Vattenfall wecken. Herr Kleimeier, Pressesprecher von Vattenfall, geht davon aus, dass die Pläne für den Neubau eines GuDs in Wedel auf Zuspruch stoßen. Bei den anwesenden Bürgern konnte dies nicht festgestellt werden. Im Gegenteil, viele Menschen waren erst recht verunsichert und entsetzt über die Pläne Vattenfalls.

Bitte daran denken: Die Einwendungen müssen bis zum 10.Oktober 2012 an das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek gesendet werden.

Kerstin Lueckow für die BI

Nächstes Treffen, Mi. 12.09.12

Liebe Mitstreiter,
unser nächstes Treffen findet wie gewohnt am

Mi, den 12.09.12 um 19:30 Uhr im ISI'S CHAMÄLEON, Rudolf-Breitscheid-Str. 40

in Wedel statt.

Liebe Grüße,
die BI

Sonntag, 2. September 2012

rammdösig

rammdösig
zu veraltet Ramm (Widder), also eigentlich = dösig wie ein Schaf, das zu lange in praller Sonne gestanden hat
wie betäubt und nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen
In den Antragsunterlagen werden schwere Rammarbeiten angegeben, da alle Gebäude auf Pfähle gesetzt werden sollen. Diese Arbeiten sollen sich insgesamt über 17 Monate erstrecken und sind mit Erschütterungen verbunden, die Bodenvibrationen auslösen. Diese sind in Moorburg in einem weiten Umkreis zu spüren.

Unsere Häuser wurden in den 50-er Jahren gebaut. Zu diesem Zeitpunkt herrschte Materialmangel. Teilweise bestehen die Fundamente zum großen Teil aus Sand. Welche Schäden, insbesondere Risse, werden entstehen?

Zusätzlich entsteht für Direktbetroffene nach eigenen Berechnungen eine Lärmbelastung von 65 dB. Diese Lautstärke ist oberhalb der Stressgrenze und belastet das vegetative Nervensystem und erhöht das Herzinfaktrisiko. Die Arbeiten sollen von montags bis samstags von 7:00 - 20:00 Uhr ohne Mittagspause durchgeführt werden. Bei einer solchen Belastung wären Lärmschutzfenster geboten.

Die Baulärmprognose ist im Rathaus einsehbar.

Kerstin Lueckow

S!KMKW goes social

Der Blog hat ein zweites Gesicht. Bitte folgen sie auffällig. Stopp-Kein-Mega-Kraftwerk-Wedel auf Facebook folgen

Der Mitbewerber hat's kapiert

Financial Times Deutschland (!) vom 23.08.2012:

Eon stoppt Pläne für Gaskraftwerke

"Wir haben in Westeuropa ausreichende Kraftwerkskapazitäten bis zum Ende des Jahrzehnts"
"Schon im Frühjahr standen branchenweit viele Projekte auf der Kippe. Nach Zählung der Versorgerlobby BDEW vom Mai waren in Deutschland 29 große Gaskraftwerke und 17 Steinkohlegeneratoren geplant, einige davon bereits genehmigt. Doch die Investitionsentscheidungen würden hinausgeschoben, sagte BDEW-Chefin Hildegard Müller im Frühjahr. Inzwischen scheint fraglich, wie viele überhaupt realisiert werden, da der Ökostrom die fossil befeuerten Kraftwerke schneller verdrängt als erwartet."

Wann legt Vattenfall endlich die Zahlen zur Notwendigkeit der geplanten Größe vor? Wir sind auf die Bedarfsrechnung des 1400 MW GuD in Wedel echt gespannt!
 

Samstag, 1. September 2012

Nächstes Treffen, Mi. 05.09.12

Liebe Mitstreiter,
unser nächstes Treffen findet wie gewohnt am

Mi, den 05.09.12 um 19:30 Uhr im ISI'S CHAMÄLEON, Rudolf-Breitscheid-Str. 40

in Wedel statt.

Liebe Grüße,
die BI