Sonntag, 12. August 2012

Leserbrief von Herrn Christof Pfeiffer über die Prinzipien von Michael Koehn

Leserbrief von Herrn Christof Pfeiffer. Leserbriefe geben nicht automatisch die Meinung aller BI Mitglieder wieder.

Gibt der "Grüne" Michael Koehn seine grünen Prinzipien auf ?

Bisher kannte man Michael Koehn nicht als Mann des vorauseilenden Gehorsams, sondern als Vorsitzenden der Grünen. Der ist er nicht mehr, nach dem letzten BLICKPUNKT-Artikel scheint er sogar endgültig ins Lager der Gegner erneuerbarer Energien und der Industrie gewechselt zu sein.

Wie kommt es, dass so viele Menschen aus ganz Wedel und den umliegenden Stadtteilen Hamburgs gegen dieses Megakraftwerk sind und sogar die größte Bürgerinitiative gebildet haben, die Wedel je erlebt hat?

Weil sie Vattenfall nicht mehr glauben, das bei seinen Kraftwerken zu oft die Wahrheit verbogen hat. Jüngster und dickster Skandal: das Versprechen Vattenfalls, das Kraftwerk Wedel abzuschalten und endgültig still zu legen, wird nicht gehalten. Vielmehr soll jetzt ein neues, viel größeres, doppelt so viel Strom produzierendes Megakraftwerk an gleicher Stelle entstehen, nur 150 m vom nächsten Nachbarn entfernt, 6 Jahre Bauzeit, Baulärm, im jahrelangen Probebetrieb gleichzeitig produzierendes Kohle- und Gaskraftwerk eingeschlossen! Keine erneuerbaren Energien, nein, fossiler Brennstoff! Gas mit allen Unwägbarkeiten, was Trasse und Explosionsgefahren betrifft. Und das in unmittelbarer Nachbarschaft einer Kindertagesstätte und der größten Grundschule der Stadt.

Und hier kommt Herr Koehn ins Spiel: Mit keinem seiner 4 Punkte sagt er die reine oder volle Wahrheit! Man fragt sich, warum? Ist das, für das die grüne Partei steht, plötzlich nicht mehr richtig?

Koehn Punkt 1: Ob die Einnahmeseite des Wedeler Haushalts gestärkt wird, ist doch sehr die Frage. Vattenfall wird reichlich Verluste produzieren und abschreiben. Was zum Schluss in den Wedeler Stadtsäckel fließt, wird man sehen. Die Stadtverwaltung macht sich selbst etwas vor, denn der Business-Park wird floppen, wenn Interessenten spitz kriegen, was Vattenfall nebenan vorhat.

Koehn Punkt 2: Das Kraftwerk soll Wedels Ruf als "Stadt mit frischem Wind" unterstreichen. Herr Koehn sagt seinen Parteigenossen und Mitbürgern die Unwahrheit, denn die Stromproduktion soll verdoppelt werden, das bedeutet einen Zuwachs an CO2-Ausstoß.

Koehn Punkt 3: Ich habe mich 'mal schlau gemacht, was "modal split" bedeutet. Wenn jemand populistisch mit solchen Begriffen hantiert, die keiner kennt, ist große Vorsicht angesagt.

Laut Wikipedia wird "Modal Split … in der Verkehrsstatistik die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi) genannt. Eine andere gebräuchliche Bezeichnung im Personenverkehr ist Verkehrsmittelwahl. Der Modal Split ist Folge des Mobilitätsverhaltens der Menschen und der wirtschaftlichen Entscheidungen von Unternehmen einerseits und des Verkehrsangebots andererseits."

Herr Koehn meint wahrscheinlich folgendes: Vattenfall beabsichtigt ja angeblich, beim neuen Megakraftwerk auch Speichermöglichkeiten für alternative Energien (Wind-/Sonnenstrom) zu errichten. Das wird, nicht allein wegen des bisher unzulänglichen Stands der Technik, von vielen Fachleuten und der Bürgerinitiative sehr skeptisch gesehen. Die Freude ist jedenfalls allein auf Seiten Herr Koehns.  

Der schreibt unter Punkt 4: "Es steht zu hoffen, dass die Lärmbelästigung durch das neue Megakraftwerk tatsächlich verringert wird."
Überprüfen kann man das nicht, denn Vattenfalls und auch unerklärlicherweise die Stadtverwaltung Wedel, die das erstellte Schallgutachten haben, sitzen darauf und rücken es nicht heraus. Dabei sollte gerade der Bürgermeister mehr Interesse am Wohlergehen seiner Bürger zeigen.

Zurück zu Herrn Koehn, der sinkende Lärmbelästigung erhofft: Sicherlich nicht "im Sommer, wenn die Menschen auf ihren Terrassen sitzen"! Denn das neue Megakraftwerk soll rund um die Uhr, an 365 Tagen = 8.760 Stunden im Jahr arbeiten, viel länger als das alte.
Das Problem dabei ist aber nicht nur der Lärm, sondern auch der Infraschall, der wegen der geplanten Luftkühlung auftreten wird, ein Schall, den man kaum hört, aber fühlt, der das vegetative Nervensystem der Menschen angreift, und nicht nur das der Anlieger, sondern auch das viel weiter weg wohnender Mitbürger.

Bitte informieren Sie sich über diesen tieffrequenten Schall, der alle Bewohner von Wedel und Umgebung betrifft (lange Wellenlängen), auch den Bürgermeister, unter:
http://www.umweltbundesamt.de/laermprobleme/publikationen/infraschall.pdf.
Ich zitiere daraus wörtlich: "Geräusche bei tiefen Frequenzen können sich … über große Entfernungen kilometerweit nahezu ungehindert ausbreiten. Hindernisse, die klein sind gegenüber der Wellenlänge, können Schallwellen nicht wirkungsvoll abschirmen. Je größer die Wellenlänge und je kleiner das Hindernis, desto geringer ist dessen abschirmende Wirkung."

Schließlich zum "Seeweg", den Herr Koehn für den Transport der Baumaterialien beschwört:
Die Grünen Wedels, insbesondere ihre Bundestagsabgeordnete Frau Dr. Wilms, kämpfen seit Jahren gegen den unglaublichen Gestank und die Umweltverschmutzung, die von den Schiffen – auf der Elbe und anderswo – ausgehen, weil die den billigsten, da minderwertigsten Kraftstoff verwenden.
So viel zum Transportvorschlag von Herrn Koehn!

Fazit: Herrn Koehn ist es mit seinem Artikel gelungen, alles ad absurdum zu führen, was Grünen bisher heilig war. Die Partei sollte jetzt zeigen, dass sie diese Meinung nicht teilt.
Hoffnung macht, dass sich die Grünen auf ihrer Homepage auch an Initiativenaktive (schwieriges Wort – aber steht da) wenden und anbieten,  eine-n  Grüne-n zu schicken. Das ist zwar nicht mehr so aktuell, weil es sich auf die letzte Landtagswahl im Mai 2012 bezog, aber es steht da noch, und: Ja, wir wollen einen oder sogar viele Grüne! Die sind doch eigentlich unsere natürlichen Verbündeten! Leihen Sie unseren Sorgen ein offenes Ohr! Kommen Sie zu unserer nächsten Info-Veranstaltung. Sie sind herzlich eingeladen!

Christof Pfeiffer

2 Kommentare:

  1. Lieber Herr Pfeiffer,
    bedauerlicherweise haben Sie bei Ihrer Recherche (sehr) viele Informationen übersehen oder aus vielleicht missverständlichen Quellen bezogen. Eine dieser Tatsachen ist, dass der genannte Leserbrief eine Meldung des KSFW war, nicht der Grünen!
    Und wenn wir dann alle gemeinsam alle Infos belastbar geprüft haben werden, bin ich sicher, Sie werden dann genau zu demgleichen Ergebnis kommen.
    Michael Koehn

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    1. Sehr geehrter Herr Koehn,

      tatsächlich ist Ihre Meinung zum geplanten fossilen Großkraftwerk zum zweiten Mal erschienen. Im ersten Artikel im Wedel-Schulauer Tagenblatt wurden Sie als Vorsitzender des KSFW und Grüner zitiert. Dies hat natürlich auch Herr Pfeiffer gelesen. Auch erschließt sich mir nicht, wie Sie Ihre Meinungen trennen können. Den Rest lasse ich unkommentiert. Wer hier wie zu welchen Schlüssen kommt, können Sie sicher nicht beurteilen. Tatsächlich habe ich manchmal den Eindruck, dass den Wedelern und Hamburgern keine besondere Intelligenz zugesprochen wird.

      Kerstin Lueckow

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