Sonntag, 21. April 2013

Chance vertan!

Erneut hat Vattenfall für das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Wedel Ende März sehr umfangreiche neue Antragsunterlagen bei der Genehmigungsbehörde in Kiel-Flintbek eingereicht. In einer Pressemitteilung von Vattenfall aus dem Februar wurde angekündigt, dass statt mit 2 oder 4 Gasturbinen lediglich mit einer Turbine weiter geplant wird und sich die Stromproduktion deutlich verringern soll.

Die damit verbundenen Erwartungen und Hoffnungen vieler BürgerInnen haben sich leider nicht erfüllt. Auch den vielfältigen Einwendungen u.a. von Seiten der Bürgerinitiative "Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel" werden kaum Rechnung gezollt.

Wie auf dem Erörterungstermin im November angekündigt, verzichtet Vattenfall auf die geplanten Rammarbeiten, die nicht nur sehr laut, sondern auch erschütterungsintensiv gewesen wären. Enttäuschend ist, dass in den neuen Unterlagen nicht ausschließlich auf erschütterungsfreie Bauverfahren gesetzt wird. Zumindest in nah gelegenen Gebieten zur Baustelle werden bei der Verwendung von Rüttelstopfsäulen für die Menschen in den Häusern spürbare Erschütterungen prognostiziert und dies über einen längeren Zeitraum. Weiterhin werden sowohl in der Bauphase als auch in der Betriebsphase die Lärmgrenzen für reine Wohngebiete (B-Plan Elbhochufer Ost) nicht eingehalten und auch für Rissen (nachberechnet) gibt es Lärmüberschreitungen während der Bauphase. Weiterhin werden die Bautätigkeiten von montags bis samstags von 7:00 bis 20:00 Uhr geplant. Die geschätzte Bauzeit beträgt Minimum 45 Monate plus ca. 36 Monate Rückbau des Kohlekraftwerk.

Die Anwohner werden wie ein lästiger Störfaktor behandelt.
Eine mögliche Lärmschutzmauer wird als unverhältnismäßig abgetan. Aufgrund der langen Bauphase und den damit verbunden Einschränkungen der Lebensqualität sollten doch zumindest die Möglichkeiten zur Lärmminderung aus Rücksichtnahme auf die Anwohner Anwendung finden. Aus Sicht von Vattenfall ist es verständlich in diesem Bereich zu sparen und die Mindestanforderungen der TA Lärm zu unterlaufen, denn mit Lärmschutz lässt sich kein finanzieller Gewinn erzielen. Lediglich die Kostenminimierung von Vattenfall darf nicht im Vordergrund stehen.

Gar nicht nachzuvollziehen ist, dass die massiv geplanten Baukörper in den Unterlagen nicht verkleinert wurden. Zum Beispiel ist das Kesselhaus weiterhin mit einer Höhe von 55 m auf einer Länge von 70 m angegeben. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass das geplante Kraftwerk jederzeit mit einer weiteren Turbine nachgerüstet werden könnte und sich somit die fossile Stromproduktion wieder erhöht. Auch passen sich die Gebäude aufgrund ihrer Größe nicht der Umgebung an. Hier wird ein weithin sichtbarer Schandfleck geplant und dies in einem Naherholungsgebiet direkt an der Elbe.

Aus unserer Sicht hat Vattenfall hier eine Chance vertan. Diese vorgelegten Unterlagen lassen kein Entgegenkommen erkennen. Falls eine Genehmigung der Antragsunterlagen in dieser Form erfolgen sollte und Vattenfall die Investitionsentscheidung für Wedel trifft, wird die Bürgerinitiative Klage einreichen.

Des weiteren fordert die Bürgerinitiative eine öffentliche Auslegung der Unterlagen und eine neue Einwendungsfrist. Bei einem Großprojekt dieser Art müssen umfangreichen Unterlagen, die für viele Menschen von Bedeutung sind, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Kerstin Lueckow
BI

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